Das Lenindenkmal

Wie Lenin nach Eisleben kam

 

Am 25. Oktober 1943 - in jener Zeit als die Rote Armee den faschistischen Eindringlingen an Wolga und Don den Garaus machte - traf auf dem Lagerplatz der Krughütte des damaligen Mansfeld Konzerns ein Eisenbahnwaggon ein. Zwangsverschleppten Sowjetbürgern wurde befohlen, den Waggon zu entladen. Mit Entsetzen stellten sie fest, ein Leninstandbild ist dabei. Das sollte verschrottet werden? Vor Bomben und Granaten wegen ihrer Landsleute, Frauen und Kinder? Niemals! Sie setzten ihr Leben aufs Spiel, als sie es mit Geröll und Kohlen bedeckten. Damit begann der Kampf um die Errettung des Lenindenkmals. Er wurde zur Bewährungsprobe des illegalen Widerstandes deutscher und sowjetischer Genossen gegen die Hitlerdiktatur. Da waren ihre treuesten Kampfgenossen in den Klassenschlachten des Mansfelder Proletariats gefallen und jetzt sollten sie versagen? Es dient getreu der Mansfelder Traditionen um die Ehre der Kommunisten.

Eine Konsolmolzin aus Leningrad, die von den Faschisten verschleppt wurden war, erfuhr von ihren sowjetischen Genossen vom Leninstandbild das verschrottet werden sollte. Der Ruhm illegaler Verbindungen wird deutlich, wenn Genosse Robert Büchner, Mitglied der deutschen Widerstandsgruppe berichtet, als ihm die Konsomolzin in den Anlagen am Bahnhof Eisleben die Information überbrachte, “wollte ich es am Anfang nicht glauben. Um die Mitteilung zu überprüfen, besichtigte ich an einen der folgenden dunklen Herbstabenden den Hütteplatz. Nach dieser Erkundung wurden Pläne geschmiedet. Bei einen Treff mit den eigenen Genossen Andreschak, konnte er mir den Namen des Betriebsleiters auf der Krughütte nennen. Dieser sei jedoch völlig abhängig vom Geschäftsleiter. Aus dieser Mitteilung ergab sich eine Möglichkeit das Denkmal endgültig vor der Verschrottung zu retten.”

Der Geschäftsleiter versuchte zunächst die Verantwortung für das Schicksal des Leninstandbildes auf den Betriebsleiter abzuwälzen. Doch in der Folge bei dem Maß jedes Beamten auf der Krughütte eine gewisse Unsicherheit. Auf der Hütte herrschte seitdem die Meinung: Hände weg von der russischen Bronzefigur auf dem Hüttenplatz!

Nach vorübergehender amerikanischer Besetzung ziehen im Juli 1945 die wahren Befreier in das Mansfelder Land ein. In der Nacht zuvor haben Kommunisten die Kommunisten des Mansfelder Landes auf dem August-Bebel-Platz einen provisorischen Holzsockel errichtet, auf dem das Leninstandbild steht. Die Rotarmisten erkennen freudig und voll Begeisterung, ihr Lenin steht inmitten der Bergarbeiterstadt Eisleben.

1958 besucht der sowjetische Professor und Bildhauer Maniseer aus Leningrad die Bergarbeiterstadt Eisleben und erkennt hier sein eigenes Werk, das er für die Stadt Puschkin geschaffen hatte. Als Zeichen des Vertrauens und als Dank für die mutige Rettungstat übergibt die Sowjetregierung das Leninstandbild am 1. Mai 1948 der Stadt Eisleben als Geschenk.

Die Geschichte weiß noch mehr zu berichten. Als sich am 8. Mai 1960 der Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus zum 15. Male jährte, übergeben die Mansfelder Arbeiter der Stadt Puschkin ein Thälmanndenkmal aus Mansfelder Kupfer. Lenin in Eisleben - Thälmann in Puschkin.

Nichts kann uns mehr trennen!

Alles vereint uns!

 

 

Und wie endete nun diese Geschichte ?

Das Lenindenkmal von Eisleben wurde 1991 in nur wenigen Stunden möglichst unauffällig von seinem Sockel am Plan gehoben und abtransportiert. Das Lenindenkmal steht seitdem im Deutschen Historischen Museum in Berlin Unter den Linden.

 

Zu Ehren Robert Büchners

wurde 1986 eine kleine Straße im Neubaugebiet an der Magdeburger Straße, gegenüber des Neuen Friedhofes, benannt. Der Straßenname gibt es noch heute unter seinem alten Namen. Die CDU Eisleben, die sich besonders stark für den Abbau des Lenindenkmals engagiert hat, residiert heute – kein Witz! – in einem tristen Plattenbau in der nach dem Kommunisten Robert Büchner benannten Straße am äußersten Rand der an christlichen Traditionen reichen Lutherstadt Eisleben. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. ...